Kunst statt Asche

 

 

 

 

 

 

 

Elektrizitätswerk für die Leipziger Straßenbahn, dann städtisches Heizkraftwerk, jetzt ein besonderer Ort für Kultur. Das heutige Kunstkraftwerk kann auf eine bewegte Historie zurückschauen: Kohle, Feuer, Asche, diesem ewigen Kreislauf folgte der Rhythmus im Werk, rund um die Uhr. Der ehemalige Schichtführer Wolfgang Knospe ist noch immer von seiner Arbeit begeistert: „Das war so ein richtiger Jungs- Beruf. Ich hab’ schon als kleiner Stift gern gekokelt, deshalb war das Heizwerk für mich große Klasse. Hier kannste kokeln, hier kannste Feuer machen … Das war meine Welt.“ Am 20. Juli 1992 hörte sich diese Welt auf zu drehen. Das Werk wurde stillgelegt, das Datum ist auf einer Temperaturanzeige handschriftlich notiert. 14 Jahre später wurde aus dem Heizkraftwerk das Kunstkraftwerk Leipzig. Dank der privaten Initiative dreier Leipziger Bürger entstand hier 2016 das internationale “Digital Art Center”, das sich der elektronischen Bild- und Videokunst verschrieben hat. Die Technik dominiert weiterhin in den alten Mauern: Deutschlands größte immersive Video- und Lichtanlage bespielt die hohen Wände und die Böden des Klinkerbaus. 50 hochmoderne Beamer geben den Besuchern das Gefühl, mitten im Kunstwerk zu stehen. Seit 1. Februar gibt es die “Van Gogh-Experience“ zu erleben – ein rauschhaftes Programm aus den wichtigsten Arbeiten des Post-Impressionisten zu eigens komponierter Musik.

Obwohl die historische Infrastruktur zum größten Teil entfernt wurde, ist das Kunstkraftwerk im Leipziger Westen weiterhin ein Hingucker für Technikfans. In der großen Kesselhalle ist noch immer der stillgelegte Heizkessel zu bestaunen. Und Schichtführer Knospe führt die Besucher weiterhin anekdotenreich durch das denkmalgeschützte Gebäude.

www.kunstkraftwerk-leipzig.com/de/
Autor: Frank Schmiedel (Kunstkraftwerk Leipzig)
Bildquelle: Luca Migliore/Bridgeman Images