Axel Weidner, Vorsitzender VDMA Armaturen
und geschäftsführender Gesellschafter
der Mankenberg GmbH

Axel Weidner
(VDMA e.V.)

1. Die Corona-Krise trifft die gesamte Industrie hart. Wie gut kamen in den vergangenen Wochen und Monaten die Hersteller von Armaturen mit der schwierigen Situation zurecht?

Axel Weidner: Als spätzyklische Branche spürt die Armaturenbranche Auswirkungen von Krisen eher später als andere Zweige im Maschinenbau. Damit hat uns die Krise – im Vergleich zu anderen Branchen – noch nicht im vollen Ausmaß getroffen. Die Armaturenbranche profitierte von einem anständigen Jahr 2019. Und dank des guten Verlaufs in den ersten 7 Monaten des Jahres erzielte die Branche im Zeitraum Januar bis Juli ein Umsatzwachstum von immerhin noch 6 Prozent. Laut der jüngsten VDMA-Blitzumfrage von Mitte September spürt ca. die Hälfte der befragten Armaturenhersteller nennenswerte Beeinträchtigungen im Betriebsablauf. Zu Beginn der Corona-Krise mussten wir uns hauptsächlich mit Störungen der Lieferketten auseinandersetzen. Gerade unsere Zulieferer in Italien, China und Indien hatten mit Werksschließungen zu kämpfen. Das wirkte sich massiv auf unsere Produktionen in Deutschland aus. Diese Probleme haben wir zwischenzeitlich größtenteils überwinden können. Nun kämpfen wir vermehrt mit Auftragsstornierungen und kundenseitig verzögerten Abnahmen. Auch schwierigere Logistik- und Transportbedingungen machen den Geschäftsalltag nicht leichter. Diese Herausforderungen müssen wir immer mit Blick auf die Gesundheit unserer Mitarbeiter meistern. Und ein Ende der Krise ist noch nicht in Sicht.

2. Mit welchen Strategien hat sich die Armaturenbranche auf die Corona-Krise eingestellt?

Axel Weidner: Einen Pandemieplan hatten wohl die wenigsten Unternehmen in der Schublade. Eine Krise mit derart gravierenden und weltweiten Folgen konnte niemand voraussehen. Viele Unternehmen verfügten aber über einen allgemeinen Notfallplan. Der dient jetzt als Basis, um schnell mit gezielten Maßnahmen und entsprechend der behördlichen Vorgaben auf die Krise zu reagieren. Wir müssen den Betrieb aufrechterhalten und dabei die Mitarbeiter bestmöglich vor einer Erkrankung durch das Corona-Virus schützen. Das ist eine große Aufgabe. Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitet – wo es geht – im Homeoffice und die Produktion ist in den Unternehmen so auseinandergezogen, dass Zeitkorridore zwischen den Schichten für intensive Reinigung zur Verfügung stehen. Immer mit dem Ziel, so wenig Menschen wie möglich gleichzeitig an einem Ort zu haben. Die Branche hat auch Kapazitätsanpassungen vorgenommen. Ein weiteres Umfrageergebnis zeigt, dass neben weiteren Anpassungen wie der Nutzung von Arbeitszeitkonten und der Reduktion von Leiharbeitskräften, gut 24 Prozent der Armaturenhersteller zur Zeit Kurzarbeit beantragt haben.

Und nur für Mankenberg gesprochen darf ich sagen, dass uns eine vollständige Digitalisierung aller kaufmännischen und technischen Vorgänge sowie ein ausgeklügeltes Lager- und Logistiksystem hundertprozentig lieferfähig gehalten haben. Dass wir diese Maßnahmen frühzeitig angegangen sind, ist uns jetzt eine Stütze. Daher meine Empfehlung an die Unternehmen: Packen Sie jetzt Dinge an, für die Sie später kaum noch Zeit
haben, die aber für die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen unerlässlich sind: digitale Unternehmen mit digitalen Produkten, digital unterstützten Prozessen und digitalen Kundenbeziehungen.

3. Es ist viel von der Solidarität der Unternehmen untereinander zu hören. Wie wichtig ist sie aus Ihrer Sicht?

Axel Weidner: Gute und belastbare Beziehungen sind nicht nur in Zeiten von Corona wertvoll. Auch deshalb engagiere ich mich beim VDMA Armaturen. Ich schätze den Austausch mit Gleich- und Andersgesinnten. Das ist für mich in der Unternehmensführung sehr hilfreich. Ich stehe mit vielen Geschäftsführer-Kollegen, gerade aus unserer Region, in regem Kontakt. Uns eint alle der
Wille, möglichst viele Menschen gesund durch diese Zeit zu bringen und unsere Unternehmen möglichst unbeschadet aus der Krise herauszuführen.

4. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung für die Armaturenhersteller in den nächsten Monaten? Wie könnte die Armaturenbranche die zunehmend schwierige Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte bestmöglich abfedern?

Axel Weidner: Da sich viele unserer Abnehmerbranchen jetzt im Krisenmodus befinden, spricht leider einiges dafür, dass unsere Branche im Jahresverlauf 2021 von den Auswirkungen der Corona-Krise weiter betroffen sein wird. Wir erwarten sowohl im Inland wie auch beim Export deutliche Umsatzrückgänge. Die schwächeren Auftragseingänge der letzten Wochen sind leider verlässliche Vorboten. Mit Sorge schaue ich dabei vor allem auf die Situation in den USA, die zu den größten Absatzmärkten für Industriearmaturen gehören. Gleichzeitig hoffen wir auf eine schnelle Erholung auf unserem größten Absatzmarkt China. Die Ölpreisentwicklung ist sicher ebenfalls ein wichtiger Marktindikator. Solange bestimmende Bedarfs-Faktoren rückläufig sind, so wie Autokäufe, Flugverkehr und Benzinnachfrage, kann sich der Ölpreis nicht signifikant erholen und damit werden die für uns interessanten Investitionen in der Ölbranche ausgebremst.

5. Was erwarten Sie nun von der Politik?

Axel Weidner: Die Unternehmen benötigen genügend Liquidität, um die direkten und indirekten Folgen der Pandemie zu bewältigen und die Zeit bis zum Wiederanspringen der Nachfrage überbrücken zu können. Um die Versorgungslage der Bevölkerung in der Corona-Krise sicherzustellen und den volkswirtschaftlichen Schaden möglichst gering zu halten, muss die Produktion soweit wie möglich – und sozial verantwortlich – aufrechterhalten werden. Zudem gilt es das Wiederanspringen der Nachfrage dann optimal zu flankieren und so zu beschleunigen. Es braucht jetzt vor allem den richtigen Blick auf die aktuellen Bedürfnisse unserer in Deutschland überwiegend mittelständisch geprägten Industrie, ohne dabei den Blick in die Zukunft zu vergessen.

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Autor: Axel Weidner (VDMA e.V.)
Bildquelle: VDMA e.V.